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Gesunder und ungesunder Zucker

Was unterscheidet uns von den Menschen vor zweihundert Jahren und früher? Wir bewegen uns nicht mehr so viel und die meisten von uns arbeiten kaum noch körperlich, um ihr Geld zu verdienen. Unsere Muskeln brauchen somit weit weniger Energie, sprich Kalorien. Tatsächlich ist es so, dass ein durchschnittlicher Erwachsener heutzutage nur etwa 2.000 Kalorien benötigt - verglichen mit 4.000 Kalorien und mehr bei unseren körperlich beanspruchteren Ahnen. Aber statt entsprechend weniger Nahrung mit geringerem Energiegehalt zu uns zu nehmen, ist heute das Gegenteil der Fall. 

Andererseits: Wir beanspruchen unser Gehirn heute durchschnittlich stärker als früher! Nein, es geht hier nicht allein um intellektuelle Denkleistung, sondern um all die Eindrücke und pausenlose Informationen, die unser Gehirn verarbeiten muss. Das sind erhebliche Stressoren neben allen anderen in unserer Gesellschaft. Unser Gehirn ist wahrlich gefordert in diesen Zeiten. Und unser Gehirn braucht Zucker mehr als jedes andere Organ unseres Körpers - etwa 150 Gramm pro Tag! Ohne Zucker geht im Gehirn gar nichts. 

Schlechter Zucker - süßes Gift

"Normaler" Zucker ist ein Teufelszeug und fast in jedem Fertigprodukt enthalten. Zucker macht süchtig und die Lebensmittelindustrie nutzt das schamlos aus.

Dass größere Mengen Haushaltszucker und Weißmehl krank machen, das gehört mittlerweile fast zum Allgemeinwissen: Karies natürlich und Übergewicht, hoher Blutzuckerspiegel und Diabetes, nicht-alkoholische Fettleber, metabolisches Syndrom, Entzündungen im Darm (das heißt auch Schwächung des Immunsystems), Nierenschäden, Hautalterung, Gefäßschäden, verminderte Sehkraft, hormonelle Störungen, sogar Arthrose - all das und mehr können Folgen von zu hohem Konsum von "normalem" Zucker sein. 

 

Dass auch Fruchtzucker in größeren Mengen nicht gut für uns ist, wissen noch nicht alle Menschen. Selbst für Diabetiker war Fruchtzucker bis vor nicht allzu langer Zeit erlaubt. Ein Irrtum der Wissenschaft, der korrigiert werden musste. Hinzu kommt, dass Früchte heutzutage so gezüchtet werden, dass sie immer süßer werden - Beispiel Bananen. Und auch bei Äpfeln kann man eigentlich nur alte Sorten essen, wenn man auf Zucker achtet.

Zucker verklebt die Faszien

Zu viel Zucker führt auch dazu, dass Faszien steifer und unelastischer werden, dass der Stoffwechsel im Gewebe leidet. Wenn die Zuckerkonzentration im Blut hoch ist, verkleben kollagene Fasern im Bindegewebe. Die Matrix des Bindegwebes wird zäher und dickt ein. Zwischen den Kollagenfasern in Gefäßwänden und anderen Faszien bilden sich feste „Zuckerbrücken“, das Bindegewebe wird steif und unelastisch. Das nennen die Wissenschaftler Glykosilierung oder Glykierung.

 

In den Faszien kommt es durch zu viel Zucker zu Entzündungsprozessen, und nicht zuletzt trägt eine erhöhte Zuckerzufuhr zur Übersäuerung des Gewebes bei. Dabei entstehen freie Radikale, die auch an jene Moleküle im Bindegewebe andocken, die eigentlich Wasser speichern sollten. So nimmt die Fähigkeit des Gewebes zur Wasserspeicherung ab. Es wird trockener und spröder.  Dann ist es auch schwieriger, mit Faszientherapie im allgemeinen und Rolfing im besonderen Erfolge zu erzielen. Umgekehrt unterstützen Sie meine Arbeit beim Rolfing und auch der Matrix-Rhythmus-Therapie, wenn Sie auf Ihren Zuckerkonsum achten.

Gibt es Alternativen? Ja!

Als ich zu meiner Zeit als Journalistin ab 2008  mehrere Radiobeiträge zum Zuckerstoffwechsel recherchiert und realisiert habe - zu Diabetes Typ3 im Gehirn und Alzheimer, zum Stoffwechsel von Tumorzellen, zur Auswirkung von Schlafmangel auf das Gehirn und Diabetes, zu Stressstoffwechsel und Zivilisationskrankheiten - da stieß ich immer wieder auf einen Zucker namens Galactose. Den nutze ich seither regelmäßig, fast jeden Tag. Ein wunderbarer Zucker und weitgehend unbekannt sicher deshalb, weil er teuer ist. Aber nur ein Teelöffel genügt, um dem Körper und speziell dem Gehirn wertvolle Energie zu liefern, und nebenbei bindet Galactose auch noch giftiges Ammoniak.

 

Damals habe ich auch den Krebsforscher Dr. Johannes Coy interviewt. Er hatte zu dieser Zeit bereits ein besonderes Ernährungskonzept für Krebspatienten entwickelt, begleitend zur schulmedizinischen Therapie. Ein Konzept, das berücksichtigt, dass Krebszellen mehr Glucose brauchen als gesunde Zellen und dass sie Zucker anders verstoffwechseln. Mittlerweile ist Johannes Coy ein führender Experte im Bereich gesunde Zucker. In Vorträgen und in seinem Buch "Fit mit Zucker" wird Coy nicht müde zu betonen, dass wir Zucker/Kohlenhydrate dringend brauchen und dass es genügend gesunde Alternativen zum "süßen Gift" des Haushaltszuckers gibt.

 

Dieses Buch möchte ich wirklich jedem empfehlen! Auch wenn Sie kaum Zucker essen. Denn Coy hält auch nichts von Zuckervermeidung und LowCarb Ernährung. 

Was gute Zucker können

  • sie erhöhen den Blutzuckerspiegel gar nicht oder kaum
  • sie geben unserem Gehirn ausreichend Futter und fördern damit kognitive Fähigkeiten
  • sie unterstützen unsere Muskeln und unsere körperliche Ausdauer und die Reparaturmechnismen nach dem Sport
  • sie helfen teils sogar bei der Fettverbrennung, sprich beim Abnehmen
  • sie fördern das Wachstum guter Darmbakterien 
  • sie unterstützen unsere Entgiftungsprozesse
  • sie schützen sogar vor Karies, helfen den Zahnschmelz zu mineralisieren und fördern eine gesunde Mundflora

wie wirken intelligente Zucker?

Im Leistungssport hat schon vor Jahren ein Umdenken stattgefunden. Fußballprofis und andere Ausdauersportler werden von ihren Betreuern heute mit Energiedrinks und Mahlzeiten versorgt, aus denen Haushaltszucker und reine Glukose weitgehend verschwunden sind. Stattdessen werden die gesunden Zucker genutzt, um sowohl die kognitiven als auch die muskulären Leistungen sowie die Regeneration des Körpers intelligent zu unterstützen. Man spricht auch von "funktionalen" Zuckern.

Unten sehen Sie einen Überblick. 

 

Mein absoluter Favorit ist die Galactose, wie oben erwähnt. Schon Lance Armstrong hatte diesen Zucker übrigens beim Training und auf der Tour dabei - kein offizielles Doping ;-) Seit neuerem kommt eine Mischung aus Tagatose und Galactose über mein morgendliches Müsli mit Heidelbeeren und Himbeeren. Und auch die Ribose als "Mitochondrien-Futter" steht inzwischen regelmäßig auch auf meinem Speiseplan. Diese Zucker sind noch ziemlich teuer, aber - wie gesagt - man braucht nicht viel davon für eine Förderung seiner Gesundheit. Für die meisten der gesunden Zucker gilt, dass sie Molekülstrukturen aufweisen, die unser Körper nicht so schnell zerlegen und damit in Glucose umwandeln kann. Diese Zucker haben also den Vorteil, uns über einen längeren Zeitraum die benötigte Energie zur Verfügung zu stellen. Sie werden langsamer verdaut und freigesetzt. Ohne den Blutzucker schnell nach oben zu treiben und den sonst üblichen rasanten Abfall des Blutzuckerspiegels.

 

Nicht mit allen unten aufgelisteten gesunden Zuckern kann man backen oder Marmelade einmachen. Dafür geeignet sind Trehalose und Isomaltulose, und die sind auch deutlich günstiger zu kaufen. 

 

Foto: Flyer Johannes Coy GESUNDO Zucker

was machen wir mit unserer Ernährung im allgemeinen?

Ganz allgemein sollten wir darauf achten, vor allem komplexe, langkettige Kohlenhydrate zu uns zu nehmen, die den Blutzucker - und folglich den Insulinspiegel nur langsam ansteigen und wieder fallen lassen. Auch diese Kohlenhydrate werden langsam u.a. in Glukose umgewandelt, die wir dringend brauchen. Der Vorteil: Wenn wir langkettige Kohlenhydrate und Ballaststoffe (auch Zuckerverbindungen) zu uns nehmen, hält das Sättigungsgefühl länger an, Heißhungerattacken haben kaum eine Chance. Wenn Sie auf Getreide nicht verzichten möchten, versuchen Sie zumindest Produkte aus weißem Weizenmehl zu meiden. Um Reis und Nudeln zu ersetzen, können Sie Hirse, Amaranth, Quinoa und Buchweizen verwenden. 

 

Am besten sollten Sie die meisten Kohlenhydrate in Form von Gemüse zu sich nehmen. In vielen Gemüsesorten sowie in Hülsenfrüchten sind genügend wertvolle Einfach- und Mehrfachzucker enthalten, um den Körper optimal zu versorgen, dazu jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Sogar in Tomaten! Um zu viel Fruchtzucker zu vermeiden, essen Sie beispielsweise leckere Beeren, Melone, Grapefruit, Ananas, Aprikosen und Pfirsiche.

 

Übrigens, ein Tipp: Wenn Sie Kartoffeln als Salat oder Bratkartoffeln zu sich nehmen wollen, kochen sie die Kartoffel am Tag vorher und bewahren sie diese über Nacht im Kühlschrank auf.  Die Insulin-Antwort auf Bratkartoffeln, die am Vortag gekocht wurde, ist wesentlich geringer! Das gleiche gilt für Reis oder Brot oder Pizzateig. Man spricht von "resistenter Stärke" - ein Teil der Stärke ist dann unverdaulich für uns.

Sehenswertes Interview zu gesunden Zuckern

 

Sehen Sie hier ein sehr hilfreiches Video vom Schweizer Gesundheitsfernsehen QS24 - ein Interview mit einem ausgewiesenen Experten zum Thema Zucker-Stoffwechsel: Dr. Kurt Mosetter, vor einigen Jahren auch Mannschaftsarzt der US-Fußball-Nationalmannschaft. Mosetter betreute schon früher Leistungssportler und tut es auch heute. Auch in seiner Praxis in Konstanz geht er den orchestrierten Zusammenhängen des menschlichen Stoffwechsels bei seinen Patienten auf den Grund. Hier erläutert er anschaulich den Unterschied zwischen ungesundem und gesundem Zucker.