Abb. aus: Thomas Myers, Anatomy Trains, Elsevier 2010

Faszien, Meridiane und Akupunktur

Die Faszien haben, wie wir gesehen haben, wichtige Funktionen im Körper. Sie strukturieren und ordnen, können sich unabhängig von Muskeln kontrahieren, dienen der Wasserspeicherung und auch der Übermittlung von Informationen. Es gibt wichtige Faszien- und Muskelketten, die teils über längere Strecken im Körper verlaufen und Funktionsketten für Bewegung und Statik des Körpers darstellen. Sie stimmen - verblüffenderweise ? - weitgehend überein mit den Meridianen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Schon in den 1980er Jahren konnte gezeigt werden, dass die meisten Akupunkturpunkte an Faszien-Kreuzungspunkten liegen, wo so genannte Septen von der Oberfläche in die Tiefe reichen und wo sich besonders viele Rezeptoren wie freie Nervenendigungen befinden. Die Übereinstimmung liegt bei 80 bis 90 Prozent.


Faszienforscher untersuchen seit einigen Jahren, wie mechanische Reize - unter anderem die Akupunktur - auf die Faszien wirken. Die US-Neurologin Helène Langevin beispielsweise hat beobachtet, dass sich Faszien bei der Drehung einer Akupunkturnadel „wie eine Spaghetti“ um die Nadel wickeln. Langevin ist jedenfalls keineswegs verblüfft über diese Übereinstimmung, wie sie bei Interviews immer wieder sagt. Vielmehr erscheinen Meridiane aus dieser Perspektive nicht ausschließlich als energetische Bahnen, sondern auch als lokalisierbare und greifbare Strukturen.

 

Wie spannend! Durch die Faszienforschung werden also auch deutliche Schnittmengen mit einem der ältesten Medizinsysteme der Welt aufgezeigt!