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Obst und Gemüse für die Faszien!

 

Jetzt im Sommer ist der Tisch reich gedeckt: Knackiges Gemüse und Obst aus der Region kann uns mit einer Fülle wertvoller Vitamine, Mineralien und anderer Nährstoffe versorgen. Am meisten Vitalstoffe stecken in Produkten aus regionaler Erzeugung, die frisch geerntet sind, also keine langen Transportwege hinter sich haben. Denn durch Lagerung oder langen Transport geht ein Teil der lebenswichtigen Nährstoffe verloren. Am Wochenmarkt, den es in beinahe jedem Stadtteil gibt, bieten oft Erzeuger direkt ihre Produkte an, und auch im Bioladen um die Ecke kann man sich ziemlich sicher sein, dass auch regional ist, wo regional draufsteht. Dazu haben wir die frischen Kräuter von Fensterbank und Balkon zur Verfügung.

 

Nach Empfehlungen von Experten sollten wir zwischen 600 und 900 Gramm Gemüse und Obst pro Tag zu uns nehmen, um den Körper ausreichend mit Vitalstoffen zu versorgen. Qualität ist dabei entscheidend - wenn sie nicht gut ist, muss der Körper teils folgenschwere Kompromisse eingehen. Stoffwechselprozesse im Bindegewebe sind auf die wertvollen Inhaltsstoffe in Gemüse und Obst angewiesen. Ein Mangel kann dazu führen, dass Versorgung und Erneuerung des Gewebes behindert werden. 

 

Gemüse und Obst wirken basisch

Die meisten Gemüsesorten und Früchte sind basische Lebensmittel, die dabei helfen, den Säure-Basen-Haushalt im Körper zu regulieren. Wichtig auch für unsere Faszien: Denn die Synthese von Kollagen, dem strukturgebenden Baustein der Faszien, wird durch ein saures Milieu beeinträchtigt, die extrazelluläre Matrix wird zähflüssiger und die Faszien werden spröder. Sogenannte Säureprotonen belegen die Wasser-Andockstellen an Makromolekülen wie Glykosaminoglykanen (z.B. Hyaluron) und verhindern so, dass ausreichend Flüssigkeit im Gewebe gebunden werden kann. Der Stoffwechsel funktioniert nicht mehr gut, Nährstoffe werden schlechter ins Gewebe und Abfallstoffe schlechter abtransportiert. Auch in der Muskulatur kann Übersäuerung zu Verhärtung führen bis hin zu Weichteil-Rheumatismus.

 

Übersäuerung ist ein großes Problem in der heutigen Zeit, und Mediziner führen eine Reihe von Erkrankungen darauf zurück. Vor allem tierisches Eiweiß in Fleisch, Wurst, Eiern und Fisch, Milch und den meisten Milchprodukten begünstigt eine Übersäuerung des Körpers. Auch Brot und Backwaren sowie Süßspeisen wirken übersäuernd. All diese Lebensmittel sind nicht verboten, aber es kommt wie immer auf die Dosis an.

Sättigen Sie sich also lieber mit viel Gemüse und Früchten und ergänzen mit leckeren Sprossen und Kräutern.

 

 Sie schaffen es nicht, jeden Tag so viel Obst und Gemüse zu essen?

 

Dann versuchen Sie es doch mit einem Smoothie am Morgen oder einer leckeren Vitalstoffbombe aus dem Entsafter. Mit beidem bekommen Sie eine geballte Ladung wertvoller Vitamine, Mineralien und anderer Nährstoffe. Dazu gibt es zahlreiche Anregungen im Internet.

 

Einer meiner Lieblingssäfte besteht aus zwei Äpfeln, ein bis zwei Stangen Staudensellerie,  zwei Karotten, jeweils einem Stück roter Bete und Gurke sowie einem Schnitz Zitrone und ein wenig Ingwer. Dann noch einen Spritzer gesundes Öl wie Leinöl untermischen und genießen!

(Buchempfehlung unten)

 

Gemüse und Obst sind Radikalenfänger

Neben Vitaminen und Mineralstoffen enthalten Gemüse und Obst eine Menge sekundärer Pflanzenstoffe, die zu den wichtigsten Radikalfängern zählen. Sie neutralisieren freie Radikale, die die Zellen in unserem Körper schädigen. Zu den Stoffen mit antioxidativer Wirkung zählen auch die Vitamine A, C und E sowie Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Mangan und Selen. Viele Antioxidantien kommen zum Beispiel in Beeren vor, auch in Äpfeln und Trauben, in Kohlsorten, Karotten und Avocados. 

Ob Antioxidantien vor Krebserkrankung schützen können, ist zwar nich gewiesen. Mittlerweile machen zahlreiche Studien aber deutlich, dass Menschen, deren Ernährung zu wenig Gemüse und Früchte enthält, ein erhöhtes Krebsrisiko haben. 

 

In unserer Zeit hat der Bedarf an Antioxidantien stark zugenommen, weil unsere Organismen mit enormen schädlichen Einflüssen durch Chemikalien, Abgase und Stress fertig werden müssen. Zugleich essen die Menschen heutzutage aber weniger Nahrungsmittel mit antioxidativer Wirkung.

 

Was unsere Faszien sonst noch brauchen

Unsere Faszien freuen sich über

  • reichlich Wasser als Getränk: Wussten Sie, dass sogar Sehnen bis zu 70 Prozent aus Wasser bestehen? Am besten in vielen kleineren Portionen über den ganzen Tag verteilt.
  • gesunde Proteine: Aminosäuren sind Grundbausteine für Zellen und Gewebefasern. Eine Reihe von Aminosäuren kann der Körper nicht selbst herstellen, wir müssen sie mit der Nahrung aufnehmen. Am effektivsten können wir das aus tierischen Nahrungsmitteln. Aber Vorsicht: Übersäuerung! Empfehlenswert ist eine ausgewogene Balance zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinquellen. Nüsse und Samen sind eine gute Quelle, ebenso Hülsenfrüchte sowie Pseudogetreide wie Hirse, Quinoa und Amaranth. Auch in Pilzen zum Beispiel stecken wertvolle Aminosäuren.
  • gesunde Fette und Öle: Fette sind wichtig für einen aktiven Stoffwechsel, darauf wegen der Kalorien zu verzichten, ist nach heutigem Wissensstand ein Irrweg. Allerdings nimmt der Durchschnittsdeutsche zu viel gesättigte Fettsäuren zu sich, die sogar Entzündungen fördern können. Diese "bösen" Fette landen mit Fleisch und Wurst, Butter und Käse, mit Frittiertem und Backwaren auf unseren Tellern. Bauen Sie also mehr ungesättigte Fettsäuren in Ihre Ernährung ein. Aus ihnen kann der Körper Stoffe herstellen, die für die Regeneration der Faszien hilfreich sind. Reichlich ungesättigte Fettsäuren wie die wertvolle Omega-3-Fettsäure finden sich zum Beispiel Leinöl, Rapsöl und Hanföl, in Avocados sowie Nüssen und Samen und daraus gewonnenen Ölen. Auch Fische wie Lachs, Makrele, Hering und Sardinen sind gute Quellen, wobei aber Fische aus Aquakultur immer weniger enthalten. Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend. Das tun auch die Omega-9-Fettsäuren, die im Olivenöl reichlich enthalten sind. Kokosöl kann offenbar trotz seiner gesättigten Fettsäuren den Stoffwechsel positiv beeinflussen. 
  • gesunde Kohlenhydrate: Davon bekommen wir in der Regel ausreichende Mengen, wenn wir viel Gemüse und Obst essen - außer wir treiben viel Sport. Experten, die sich mit dem Zuckerstoffwechsel beschäftigen, warnen aber sogar vor süßen Früchten nach 14 Uhr, denn auch die Fruktose ist in größeren Mengen gesundheitsschädlich. Einfache Kohlenhydrate bringen starke Blutzuckerschwankungen mit sich. Ein hoher Zuckerkonsum führt zu Übersäuerung, zu einer Verhärtung der Faszien, auch der Gefäßwände. Also besser raffinierten Zucker ganz vermeiden und Brot, Gebäck, Nudeln und Reis nur gelegentlich und in kleinen Mengen verzehren. Außerdem auf versteckte Zucker achten, die in Fertigprodukten enthalten sind. Eine Portion Hirse, Quinoa, Amaranth - diese sogenannten Pseudogetreide können Sie selbst abends essen, ohne den Blutzucker allzu schnell in die Höhe zu treiben.

Mangelernährung in einer Welt des Überflusses

Für viele Menschen heutzutage ist es eine Seltenheit, sich auch nur eine Mahlzeit am Tag aus natürlichen, frischen Lebensmitteln zuzubereiten. Keine Zeit dazu, heißt es meist. Die Regale im Supermarkt bieten ja auch reichlich Ersatz. Doch die Lebensmittelindustrie ist in erster Linie daran interessiert, Gewinn zu machen - nicht daran, gesunde Lebensmittel zu verkaufen. Viel Zeit und Geld wird in den Laboratorien der Industrie investiert, um einen speziellen Geschmack oder Geruch zu erzeugen, den ganz besonderen Kick, der beim Verbraucher Gelüste weckt und ihn wieder und wieder zum gleichen Produkt greifen lassen soll.

Industriell hergestellte Produkte sind keine natürlichen Lebensmittel mehr. Durch eine industrielle Verarbeitung gehen wichtige und gesunde Nährstoffe verloren gehen. So kommt es, dass viele Menschen auch hierzulande tatsächlich mangelernährt sind, in Zeiten des Überflusses. Es gibt die Theorie, dass Menschen übergewichtig werden und bleiben, weil ihr Körper geradezu nach lebenswichtigen Nährstoffen schreit. Das ist ein ständiger Hungerzustand! Dazu gesellt sich ein Cocktail von Pestizid-Rückständen und Schwermetallen in Gemüse und Obst sowie Hormonen in konventionell erzeugtem Fleisch - für unseren Organismus eine große Belastung. Die Organe kommen nicht nach mit der Entgiftung.

 

Wenn wir auf eine Ernährung umschwenken wollen, die unsere Faszien gesund erhält, müssen wir uns vielleicht von einigen liebgewonnenen (kulturellen) Gewohnheiten verabschieden. Aller Anfang mag schwer sein. Bei der Umstellung sollten wir aber möglichst wenig das Gefühl haben, verzichten zu müssen. Mit Gemüse können wir uns immerhin richtig satt essen, ohne schlechtes Gewissen. Versuchen Sie's doch mal mit dem Trend "Buddha Bowl" (Foto links und Buchempfehlung unten). Vielleicht ist es guter Anfang, zumindest einmal am Tag oben erwähnten Smoothie oder frisch gepressten Obst- und Gemüsesaft einzubauen. Das schafft jeder. Ein Schritt nach dem anderen.

  

Ihre Faszien werden es Ihnen danken. Gesunde Ernährung mit ... ja, viel Gemüse und Obst ist neben Bewegung die wichtigste Voraussetzung dafür, dass unser Bindegewebe elastisch, "saftig", belastbar und anpassungsfähig bleibt. Damit beugen wir Beschwerden und Krankheiten vor. Ein Aspekt, der während Ihrer Rolfing-Sitzungen bei mir viel zu kurz kommt, wie ich finde. Ich bin zwar keine Ernährungsberaterin, aber beschäftige mich seit Jahren mit dem Thema.

 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!

Herzliche Grüße

Susanne Noll


Rezepte

Ein Rezeptbuch für Säfte und Smoothies, das ich wirklich empfehlen kann:

Jason Vale: The Juice Master - Keeping It Simple. Over 100 Delicious Juices and Smoothies

 

Kochbücher für Buddha Bowls gibt es inzwischen viele, zum Beispiel:

Tanja Dusy: Buddha Bowls – Super Easy!

Annelina Waller: Buddha Bowls - Eine Schüssel voller Glück

 

Mehr Infos und Rezepte:

Stephan Müller: Richtig essen für die Faszien

Kurt Mosetter et al.: Zucker - der heimliche Killer

 


Quellen

Frans van den Berg: Angewandte Physiologie - Das Bindegewebe des Bewegungsapparats verstehen und beeinflussen

Stephan Müller: Richtig essen für die Faszien

Stefan Dennenmoser: Faszien - Therapie und Training