Wenn ich mich in meinem Umfeld umhöre, stelle ich fest, dass kaum einer dieses Wort noch hören will, das mit "C" beginnt. Manche sprechen tatsächlich nur noch von "C", weil allein das Aussprechen von "Corona" ihnen die Stimmung verdirbt. Erwiesenermaßen ist es ja so, dass die Wahl der Worte großen Einfluss auf unsere Gedanken, unsere Gefühle, ja sogar auf die Biochemie in unserem Körper hat. Ist das Glas halb leer oder halb voll?
In Zeiten wie diesen hilft es ungemein, die positiven Dinge im Leben wahrzunehmen und sie zu benennen. Sich zum Beispiel jeden Tag zu fragen:
Was hat sich heute gut angefühlt? Wofür bin ich heute dankbar? Was habe ich heute gut gemacht?
Ich habe das ganz bewusst im vergangenen Jahr angefangen und dazu eine Art Tagebuch geführt. Es ist erstaunlich, was dabei alles an erfreulichen Erlebnissen und Gedanken zusammen gekommen ist! Diese trotzen der Flut der negativen Nachrichten, ohne die Realitäten zu verleugnen.
Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Nachrichten meist schreckliche Ereignisse, angsteinflößende Statements (Virologen nicht ausgenommen) und Gewalt thematisieren? Ganz einfach: Das bringt viel mehr Aufmerksamkeit als positive Themen. Angst kommt bei uns besser an als entspannende Inhalte. Es liegt in der Natur des Menschen, wie in der Natur aller Tiere: Wir sind (obwohl der berühmte Säbelzahntiger nicht mehr hinterm Busch lauert) eher darauf bedacht, Gefahren rechtzeitig zu erkennen, um adäquat reagieren zu können. Angst ist Teil einer evolutionären Überlebens-Taktik. Der Teil unseres autonomen Nervensystems, der für die Reaktion auf Bedrohung zuständig ist, der Sympathikus, wird aktiviert. In der Folge produziert unser Körper vermehrt Stresshormone, Herzfrequenz und Atmung beschleunigen sich, der Blutdruck steigt, Muskeln/Faszien spannen sich an. Wir sind bereit, zu kämpfen oder zu fliehen. Wenn wir das aber nicht können, haben wir ein Problem.
Vielen Dank, dass Sie mir bis hierher gefolgt sind.
Was will Ihnen die Rolferin eigentlich sagen?
In den vergangenen beiden Jahren war Angst omnipräsent. Aber wir haben in vielen Fällen weder kämpfen noch fliehen können. Aus der Trauma-Forschung ist bekannt, dass wir die so blockierte Energie in unserem Körper speichern. Es ist ein Stress, den wir nicht so einfach abschütteln können, wie es Tiere in der Regel - buchstäblich - tun.
Viele von uns haben deshalb Spannung im Körper akkumuliert, wahrscheinlich in den Regionen, die wir ohnehin als unsere "Schwachstellen" wahrnehmen. Die einen beißen und knirschen in der Nacht mehr als sonst, sehr viele können nicht frei atmen, bei anderen sind Schmerzen im Rücken ein Indikator für angehäuften negativen Stress, andere haben verstärkt Schulterprobleme. Mal ganz abgesehen von den zusätzlichen Falten auf der Stirn...
Nun ist auch bekannt, dass ein enger Zusammenhang zwischen einem ausbalanciertem autonomen Nervensystem und einer ausbalancierten Körperhaltung besteht. Wer eine zu hohe Muskelspannung und eine starre Körperhaltung hat, wird zum Beispiel eher zu hohem Blutdruck neigen. Und umgekehrt. Er wird weniger tief und frei atmen - das ist ein Schlüsselthema beim Rolfing. Eine tiefe, ausgedehnte Atmung, die frei durch den Körper fließen kann und die Faszien dehnt, lässt den Teil des autonomen Nervensystems zum Zug kommen, der für Entspannung, Regeneration und Verdauung sorgt - den Parasympathikus.
Eine Arbeit an der Körperhaltung ist immer auch eine Arbeit an der Atmung und eine Arbeit mit dem autonomen Nervensystem. Und schon deshalb kann diese Arbeit jetzt für jeden wertvoll sein!