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Augenbeschwerden durch Verspannungen

Unsere Augen, unser Sehen und unsere Körperhaltung sind eng miteinander verbunden. Ja, sie beeinflussen sich gegenseitig.

Eine ungesunde Körperhaltung kann nicht nur zu schmerzhaften Verspannungen, flacher Atmung und körperlicher Erschöpfung führen. Sie kann auch die Durchblutung des Gehirns, die Beweglichkeit und Durchblutung der Augen beeinträchtigen und damit unser Sehvermögen.

 

Umgekehrt kann ein beeinträchtigtes Sehen dazu führen, dass Menschen eine ungesunde Haltung einnehmen, z. B. den Nacken nach vorn und oben strecken, um besser zu sehen, was dann zu wiederum Nackenschmerzen und Kopfschmerzen führen kann.

 

Was ist Henne, was ist Ei? Ganz sicher gibt es Probleme mit den Augen und dem Sehen, bei denen eine bessere Körperhaltung keine Lösung bringt. Aber es lohnt sich, ungesunde Verspannungen im Körper, zum Beispiel im Rücken und Nacken, loszuwerden, um die Augen zu entlasten.

 

Zusammenhang zwischen Körperhaltung und Sehen

 

Eine vorwärts gerichtete Kopfhaltung ist ein häufiges Problem im modernen Leben, vor allem bei Menschen, die längere Zeit am Schreibtisch arbeiten oder elektronische Geräte benutzen. Aber auch mit dem Altern sinken Menschen oft in sich zusammen.

 

Ist der Kopf nach vorne geneigt, werden die Nacken- und oberen Rückenmuskeln belastet, der Blutfluss zu Gehirn und Augen ist beeinträchtigt und die visuelle Verarbeitung leidet. Auch die Spannungen der faszialen Membranen innerhalb des Schädels nehmen zu.

 

Das beeinträchtigt die Genauigkeit der Augenbewegungen und führt zu Schwierigkeiten beim Fokussieren auf Objekte. 

 

Die Augen führen den Körper

Als Babys erkunden wir die Welt um uns zunächst mit unseren Augen. Mit ihnen stellen wir Kontakt her, anfangs vor allem zur Mutter und anderen Menschen, die sich um uns kümmern. Später dann, wenn die körperliche Bewegung sich weiter entwickelt, werfen wir unseren Blick auf ein interessantes Objekt und versuchen es auch mit den Händen zu erreichen. Augen und Hände sind eng miteinander verbunden. Überhaupt ist zumindest zielgerichtete Bewegung eng mit den Augen verbunden. Der Körper folgt den Augen. Und das ist nicht nur im Kindesalter so.

 

Die Augen spielen eine zentrale Rolle in der Bewegungssteuerung. Sie bestimmen die Richtung, in die wir uns bewegen Sie helfen auch bei der Steuerung der Feinmotorik von Hand- und Armbewegungen. Das alles geschieht unwillkürlich. Ohne es zu bemerken, bewegen wir unsere Augen ständig, um uns zu orientieren und in unserer Umgebung sicher bewegen können

 

Die Augen sind ein Teil des Gehirns

Die Augen sind Erweiterungen des Gehirns und damit ein Teil unseres zentralen Nervensystems.

 

Wenn Licht auf die Fotorezeptoren der Netzhaut im hinteren Teil des Auges trifft, werden die Signale in elektrische Impulse umgewandelt, die über den Sehnerv in den visuellen Kortex im hinteren Teil des Gehirns gelangen.

 

Die Informationen werden dort verarbeitet und interpretiert, um sie über das Rückenmark an den Rest des Körpers weiterzuleiten. Wenn wir eine gute Körperhaltung haben, erfolgt die Kommunikation des Gehirns über die Wirbelsäule schnell und ununterbrochen. Das Gehirn nutzt die Informationen, die es von jedem der fünf Sinne, einschließlich dem Sehsinn, erhält. Wenn die Körperhaltung schlecht ist und der Körper zusammengesackt oder gebeugt, können diese blitzschnellen Verbindungen gestört oder verzerrt werden.

 

Ungesunde Spannungen in der Augenumgebung

Es müssen nicht ein Schlag gegen den Kopf und eine Gehirnerschütterung sein, durch die die Spannungen um die Augen zunehmen. Schon  leichter Druck auf Bereiche des Gehirns, die die Augenmuskeln koordinieren oder steuern, kann die Signal-Weiterleitung stören oder durcheinander bringen, so dass die Augen nicht natürlich funktionieren oder die Signale vom Gehirn falsch interpretiert werden. Druck auf die an den Sehbahnen beteiligten Nerven kann die Fähigkeit, richtig zu sehen, beeinträchtigen.

 

Die Beweglichkeit der Augen wird direkt von Spannungen im umgebenden Bindegewebes beeinflusst.

Es können ungute Spannungen im Schädel sein, die vom Nacken kommen, die die Augen beeinträchtigen. Aber auch Verspannungen der Gesichtsmuskulatur rund um die Augen - Stirn, Brauen, Wangen, Kiefer - wirken sich ungünstig aus. 

 

Wie wir aus der Faszienforschung wissen, ziehen sich Faszien unter dem Einfluss von Stresshormonen zusammen. Dieser Stress muss nicht von einem Trauma wie einem Sturz herrühren. Es können Ängste und Sorgen sein, die sich in der Gesichtsmuskulatur ausdrücken und die Augenumgebung eng stellen. Die gesunde Beweglichkeit der Augen und der Muskeln, die den Augapfel direkt bewegen, kann dadurch eingeschränkt werden.

 

Muskeln, die das Auge direkt bewegen

 

Die sechs außen am Augapfel ansetzenden Muskeln ermöglichen Bewegungen in alle Richtungen. Sie sind über drei verschiedene Nerven versorgt. Diese Muskeln sorgen dafür, dass sich die Stellung der Augen zueinander in einer stabilen Beziehung befindet. Wir können diese Muskeln auch willkürlich steuern.

 

Dazu kommen im Inneren des Augapfels drei Muskeln, die für die Spannung der Linse zuständig sind sowie dafür, wie weit oder eng unsere Pupillen bei Lichteinfall gestellt sind. 

 

 

Beschwerden durch Verspannung um die Augen

Nach Einschätzung von Experten können folgende Symptome durch Verspannungen im Augenumfeld auftreten:

  • Spannungs- und Druckgefühl um die Augen
  • trockene oder tränende Augen
  • verschwommenes Sehen
  • Doppelbilder (ohne organischen Befund)
  • müde Augen
  • Augenzucken, Blinzeltick und Krämpfe in den Lidern

 

 

Bewegliche Augen sind nicht nur für Scharfes Sehen wichtig

Wir sind heutzutage sehr darauf konzentriert , unseren Blick zu fokussieren. Scharfes Sehen ist wichtig, aber es ist nicht alles. Im Gegenteil, wenn wir übermäßig fokussieren, verlieren wir die Fähigkeit zur räumlichen Wahrnehmung. Besonders betroffen sind Menschen mit Kurzsichtigkeit, die ständig eine Brille tragen und deren Blickfeld so ständig eingeschränkt ist. Auch bei der Computerarbeit werden die Augen starr.

 

Nur frei bewegliche Augen ermöglichen uns

  • eine gesunde räumliche Wahrnehmung und Orientierung in der Welt
  • eine gesunde Bewegungssteuerung, denn Augen steuern nicht nur die Feinmotorik von Händen und Armen. Augenbewegungen führen die Bewegungsrichtung des Körpers. (siehe oben "Die Augen führen den Körper".
  • eine offene Kommunikation mit unseren Mitmenschen und unserer Umwelt. Mit unseren Augen stellen wir Kontakt her. Die Augen drücken Gefühle aus, sprechen mit dem Gegenüber, erlauben einen Einblick in unsere innere Welt. Augen können auch täuschen ;-) Diesen Trick machen sich beispielsweise Elfmeter-Schützen zunutze.

 

Augen bewegen, Verspannungen lösen

Es gibt einige bekannte Tipps, wie man die Augen bei Computerarbeit zwischendrin entlasten kann. So wird geraten, immer wieder in die Ferne zu schauen, immer wieder mal aufzustehen und sich zu bewegen.

 

Wichtig ist die Entspannung der Augen mit Palming: Man legt die Hände (mit den Fingern auf der Stirn überkreuzt) so über die Augen, dass kein Licht mehr herein kommt. Es ist ein weicher Kontakt ohne Druck. Dann in die Augen hinein spüren, wie fühlen sie sich an? Schon einige Minuten sind herrlich entspannend und es kann sein, dass man hinterher sogar wieder schärfer sieht. Das kann man auch im Büro machen.

 

Blinzeln Sie so oft wie möglich. Das schenkt den Augen immer wieder eine Mini-Pause und sorgt außerdem dafür, dass der äußere Flüssigkeitsfilm aufrechterhalten bleibt. 

 

Versuchen Sie, so oft wie möglich draußen spazieren zu gehen. Üben Sie sich in Ihrer räumlichen Wahrnehmung, indem Sie den Blick weit stellen und die Peripherie wahrnehmen

 

Lenken Sie Ihren Blick mit Neugier und Interesse auf das Grün der Blätter, auf das Gelb der Blumen - ohne zu fokussieren. Folgen Sie dem Flug der Vögel. Umrunden Sie mit den Augen die Kronen von Bäumen und folgen spielerisch - langsam oder mit Schwung - anderen Konturen. Das macht mehr Spaß als stupide Augengymnastik!

Hilfreich sind Übungen aus der Feldenkrais-Methode. Einige gute Videos dazu finden Sie kostenfrei zum Beispiel auf Youtube.

 

Wohltuend ist es auch, am Abend eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen die Lichter auszuschalten und die Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Oder einen Nachtspaziergang zu machen.

 

Und schließlich ist es zu empfehlen, sich um die Körperhaltung und ungesunde Verspannungen zu kümmern. Dabei unterstütze ich Sie mit Rolfing® und Faszientherapie im allgemeinen. Dabei gleichen wir die Zugspannungen im gesamten System aus. Denn es reicht für eine nachhaltige Wirkung nicht aus, nur auf die Verspannungen in Nacken und Schädel einzugehen. Alles hängt zusammen!